KANBrief 4/10
PEROSH steht für „Partnership for European Research in Occupational Safety and Health“1. Das Netzwerk widmet sich der Forschung und Entwicklung auf Grundlage empirischer Erkenntnisse, um ein gesünderes, längeres und produktiveres Arbeitsleben zu ermöglichen. Der 2003 gegründete Verbund umfasst 13 Arbeitsschutzinstitutionen in Europa, die Ministerien oder der Unfallversicherung angeschlossen sind und rund 1.000 Wissenschaftler und Berater beschäftigen.
In der zunehmend globalisierten Arbeitswelt führen neue Arbeitsformen und Technologien zu neuen Risiken, während gleichzeitig etliche klassische Risiken bestehen bleiben. Will man die Sicherheit und Gesundheit zukünftiger Generationen sichern und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft aufrechterhalten, kommt der länderübergreifenden Zusammenarbeit zur Bewahrung, Verbesserung und Verbreitung von vorhandenem Arbeitsschutzwissen eine zentrale Bedeutung zu. PEROSH möchte der Arbeitsschutzforschung eine stärkere europäische Stimme verleihen. Es stärkt und koordiniert die Forschungs- und Entwicklungsbemühungen im Arbeitsschutz und schafft ein großes Netzwerk, in das nicht nur die Mitgliedsinstitute einbezogen sind, sondern auch europäische Organisationen und Interessengruppen wie Forschungskonsortien, Sozialpartner und staatliche Stellen.
Gemeinsame Forschung
Neben dem Wissens- und Informationsaustausch arbeiten die PEROSH-Partner auch in bestimmten Fachfragen zusammen. Derzeit beschäftigen sich mehr als 80 Wissenschaftler in interdisziplinären Teams mit neun praxisorientierten Forschungsprojekten, die über PEROSH initiiert wurden und noch etwa zwei bis drei Jahre laufen:
PEROSH-Forschung mit Bezug zur Normung
Die normungsbezogene Forschung innerhalb von PEROSH konzentriert sich derzeit insbesondere auf die Bestimmung von arbeitsplatzbezogenen Schutzfaktoren für Schutzausrüstungen. Weltweit müssen Atemschutzgeräte festgelegte Zertifizierungsprozesse durchlaufen. Hierbei wird oft auch die voraussichtliche Schutzwirkung beurteilt, die von dem Atemschutzgerät erwartet werden kann. In vielen Ländern haben Studien gezeigt, dass die tatsächliche Schutzwirkung einer bestimmten Geräte-Klasse am Arbeitsplatz in vielen Fällen sehr viel geringer ausfallen kann als die bei der Zertifizierungsprüfung ermittelte. Vor diesem Hintergrund werden in vielen Ländern sowohl die bei der Zertifizierungsprüfung ermittelten als auch die nominalen Schutzfaktoren nicht mehr herangezogen, wenn es um die Beurteilung der richtigen Auswahl und Anwendung eines Atemschutzgeräts am Arbeitsplatz geht.
Im Rahmen des PEROSH-Projekts soll eine standardisierte Methode und Strategie für die Bestimmung der Arbeitsplatzschutzfaktoren verschiedener Atemschutzgeräte erarbeitet werden. Zudem sind Messreihen vorgesehen, um in Arbeitsplatzstudien konkrete Daten über die tatsächliche Wirkung von bis zu drei Gerätetypen zu sammeln. Schließlich wird in dem Projekt die Wirkung von praktischen Unterweisungen untersucht, indem die Ist-Situation mit der Situation nach der Unterweisung des Trägers verglichen wird.
Mehrere PEROSH-Partner betreiben auch eigene normungsbezogene Forschung. Ein aktuelles Beispiel ist das IFA-Projekt zur sicheren Zusammenarbeit von Menschen und Robotern (siehe Artikel S. 3).
Herausforderungen für die Zukunft
Um sich auch den Herausforderungen von morgen zu stellen, hat PEROSH kürzlich eine Gruppe eingerichtet, die sich mit den „Prioritäten für die Zukunft“ beschäftigt. Sie setzt sich aus Vertretern aller PEROSH-Mitglieder zusammen und hat im November 2010 zum ersten Mal getagt. Als Diskussionsgrundlage dienten die Ergebnisse des PEROSH-Seminars, das 2009 vom dänischen National Research Centre for the Working Environment (NRCWE) und der Danish Working Environment Authority organisiert wurde (Seminarbericht).
Nele Roskams
nele.roskams@perosh.eu